|
|
Eingang

Beremy ♥
Es war bereits später Mittag, als Jeremy das Haus verließ. Er hatte sich spontan seine Schuhe angezogen und war etwas spazieren gegangen. Seit einigen Wochen war er wieder in der Stadt. Doch bislang hatte er nicht viel davon gesehen. In die Schule war er nicht gegangen und Freunde hatte er auch kaum welche getroffen. Auch Bonnie hatte er nicht mehr gesehen, seit sie in Denver aufgetaucht war und ihn mit nach Hause genommen hatte - gezwungenermaßen. Eigentlich hatte sie ihn ja garnicht mitnehmen wollen, aber nachdem er von dem ganzen Chaos hier erfahren hatte, konnte er einfach nicht mehr anders.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Unbewusst war er in die Nähe von Bonnies Zuhause gekommen und mit der Aussicht auf Freitag entschied er sich, bei ihr vorbeizuschauen. Diesen Freitag Abend würde nämlich der diesjährige Decade Dance stattfinden und Jeremy sah diese Veranstaltung als Chance, Bonnie wieder etwas näher zu kommen. Er würde sie einfach fragen. Ob sie Ja sagen würde, wusste er nicht und ein Teil von ihm bezweifelte es auch. Schließlich hatten sie die Sache zwischen ihnen immernoch nicht richtig geklärt und das Verhältnis war etwas schwierig. Aber einen Versuch war es wert. Vielleicht mussten sie auch endlich mal reinen Tisch machen.
Etwas nervös kam er an Bonnies Haus an. Wie immer war sie sicher allein daheim, denn ihr Vater arbeitete viel. Seine Hände waren schwitzig und langsam stieg er die Treppen zur Veranda hinauf. Er wartete einen Moment bevor er seinen ganzen Mut zusammen nahm und klingelte. Er hörte ihre Stimme und sein Herz machte einen Sprung. Einerseits vor Aufregung, andererseits wegen IHR. Er vermisste sie wirklich und die Sache mit Anna tat ihm unendlich Leid. Als sie die Tür öffnete, blickte er sie aufgeregt an und machte eine grüßende Handbewegung.
"Hey." sagte er leise und wartete ihre Reaktion ab. Er stand schließlich nicht mehr täglich vor ihrer Tür.


Die letzten Wochen flogen an Bonnie beinahe vorbei. Sie stand auf, ging in die Schule und ging wieder nach Hause. Um die Lücken in ihrer Freizeit zu füllen ging sie spazieren oder lernte, wodurch sie den Stoff im Moment wirklich gut beherrschte.
Seid langem hatte die junge Hexe wieder das Gefühl, ihr Leben unter Kontrolle zu bekommen.
Das Radio lief leise und unbeachtet, während sie ihre Hausaufgaben erledigte. Die blaue Tinte des Kugelschreibers bewegte sich fast von selbst und sie schmunzelte leicht bei dem Gedanken daran, wie einfach sie ihn alleine schreiben lassen könnte. Doch das tat sie nicht. Dafür war ihr das ganze Mensch sein zu wichtig.
Etwas verwunderte runzelte Bonnie die Stirn, als sie ihre Hausklingel hörte. Das Ding exestierte eigentlich nur für den Postboten, da ihr Vater einen Schlüssel besaß und sie meistens bescheid wusste, wenn sie Besuch erwartete.
"Sekunde...!" sagte sie etwas lauter und schrieb ihr Wort fertig. Den Kugelschreiber in ihrer Hand legte sie auf Seite und stand auf, um die Tür zu öffnen.
Doch mit dem jenigen, den sie davor sah, hätte sie am wenigsten gerechnet.
Nachdem sie ziemlich aufgelöst nach Denver gefahren war, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie da wollte. Deshalb war Jeremy wieder in der Stadt.
Gehört hatte sie jedoch bislang nichts mehr von ihm, wodurch sie über seinen Besuch wirklich erstaunte.
"Ähm... hey." begrüßte sie ihn und lächelte leicht auf.
Sofort kam ihr ein mulmiger Gedanke. War etwa irgendwas passiert, während sie so stur darauf versessen war, ihr Leben fernab des mystischen wieder auf die Reihe zu bekommen?
"Ist etwas mit Elena?" fragte sie erschrocken und sah ihn dringlich an.


Nachdem sie kurz gelächelt hatte und er es ihr nachgetan hatte, verfinsterte sich ihre Miene wieder. Sie schien sofort anfangen zu sorgen und fragte nach Elena. "Nein, ähm. Nichts. Zumindest weiß ich nichts. Ich bin.. wegen dir hier." antwortete er ihr und sah sie nervös an. Er konnte nicht wirklich einschätzen, wie es jetzt weitergehen würde und die Worte blieben ihm im Hals stecken. Da stand er, in Bonnies Haustür und schwieg sie an. Innerlich hegte er schon wieder einen Hass auf sich, da er auf diese Idee gekommen war und nun doch nicht wusste, was er sagen sollte.
"Also, ja. Wie gehts dir so?" fragte er und schaute sie lächelnd an. Irgendwie wollte er noch nicht mit dem Tanz ankommen und sie damit quasi überfallen. Bestimmt hatte sie eh keine Lust und er würde sich gleich eine Abfuhr einholen. Er merkte, dass er leicht zitterte. Vielleicht sollte er die Frage doch einfach aussprechen und ihre Antwort abwarten. Dann konnte er schließlich immernoch einfach gehen, wenn sie seine Einladung ausschlug. Ach nein, er würde doch besser noch warten.
Er erinnerte sich an den letzten Decade Dance. Auch damals hatte Klaus schon alle terrorisiert. Irgendwie war doch eh alles auf ihn zurückzuführen. Wegen ihm hatte hier jeder Probleme. Jeremy erinnerte sich an den Schmerz, den er in den paar Sekunden empfunden hatte, als er dachte Bonnie wäre tot. Zum Glück hatte sie nur einen Spruch gesprochen. Doch das Risiko war noch lange nicht vorbei. Immernoch war Klaus allgegenwärtig und immernoch waren sie alle mehr oder weniger involviert. Bonnie stand sogar mitten drin. Sicher beschäftigte sie das alles sehr.
Völlig Gedanken verloren stand er da und wurde offensichtlich komisch von Bonnie angestarrt. Kein Wunder. Da kam er hier her und dann war er still und schien ihr noch nicht mal zuzuhören. Ruckartig kam er zurück ins Jetzt und sah Bonnies etwas verwirrten Blick. Er hatte keine andere Chance. Gesprächsthemen waren keine da und es blieb ihm nur noch diese Möglichkeit. "Weißt du.. eigentlich bin ich hier um dich was zu fragen. Ich wollte wissen, ob du vielleicht Lust hättest, mit mir auf den Tanz am Freitag zu gehen?" Mit etwas zittriger Stimme hatte er die Frage ausgesprochen und er spürte, dass ihm etwas Blut in den Kopf stieg. Er wurde rot, aber hoffentlich nicht allzu stark.


Bonnie atmete erleichtert aus. Sie hätte es sich nicht verzeihen können, wäre Elena in ihrer "Abwesenheit" irgendetwas passiert. Denn das war doch eigentlich der Grund, warum sie die ganze Hexerei, alles, was sich in den letzten Jahren um sie gescheert hatte, akzeptierte und einsetzte. Um ihren Freunden damit zu helfen.
Sie runzelte leicht die Stirn, als sie hörte, dass er wegen ihr hier war. Ihr Herz machte einen Satz und sie musste sich eingestehen, dass die Wunden von Liebeskummer bei der jungen Hexe einfach nicht so schnell verheilten, wie sie es sich wünschen würde.
Er schien ziemlich nervös, weshalb es Bonnie nicht schwer hatte, auf ihre ernste und verwunderte Miene ein Lächeln zu legen. "Mir gehts... ganz gut und dir?" fragte sie ehrlich zurück und stellte verwundert fest, wie gezwungen das Gespräch beinahe wirkte. Was hatte er auf dem Herzen, dass er daran so herum reden musste. Sofort legte sich wieder das mulmige Gefühl in Bonnies Magen, was Jeremys in Gedanken versunkenes Verhalten nur bestätigte.
Die Vorwürfe, die sie in ihrem Kopf gut verdrängt hatte, kehrten zurück. War etwas mit ihm? Hatten Klaus oder einer der anderen Ursprünglichen wieder etwas getan, in dem Jeremy mitten drin steckte? Ihr wurde beinahe schlecht bei dem Gedanken, dass sie der eigentliche Grund war, warum Jeremy wieder in der Stadt war.
Bei seinen nächsten Worte stutze sie. Sie fühlte sich innerlich so angespannt, dass es sich komisch anfühlte, diese Befürchtungen nicht im geringsten bestätigt zu bekommen.
Als sich die Erleichterung, die auf sie einfiel, gelegt hatte, spürte sie erneut, wie ihr Herz kurzzeitig schneller schlug, als es eigentlich sollte. An sich wusste sie noch nicht, ob sie zu dem Tanz gehen sollte. Bis gerade eben schien ihr die Möglichkeit zu Hause zu bleiben ganz passabel. Doch seine Frage rückte alles in ein ganz anderes Licht.
"Ähm..." sie blickte kurz auf ihre Füße, bevor sie wieder zu ihm auf sah. Ein leichtes Lächeln, was das Grinsen über Jeremys roten Kopf unterdrückte, auf den Lippen. "Ja... klar, warum nicht...?" die Frage stellte sie sich eigentlich selbst.


"Ach ähm. Auch ganz okay." antwortete er knapp. Ob es ihr wirklich gut ging, oder ob sie das jetzt nur so sagte? Ob sie es eventuell nur vorgab um nicht länger mit ihm reden zu müssen? Wie auch immer. Wenn sie sagte, dass es ihr gut ging, dann musste er es wohl so hinnehmen und ihr etwas Glauben schenken. Vielleicht hatte sie es ja auch wirklich geschafft, sich ein wenig auszuruhen und Normalität in ihr Leben zu bringen. Eigentlich brauchten sie das alle einmal, doch hier war das einfach nicht möglich.
"Ja, ich versteh da... WAS?!" Jeremy hatte garnicht mit einer positiven Antwort gerechnet und so antwortete er total falsch. Peinlich wie ihm die Situation nun war, wurde er natürlich vollkommen rot. Aus Scham setzte er ein breites Grinsen auf und sagte: "Oh ich hab mich verhört. Ähm, schön. Soll ich dich abholen? So um 19.30 Uhr oder so?" Noch konnte er es nicht fassen. Hatte sie gerade tatsächlich seine Einladung angenommen? Sie würde also wirklich mit ihm auf den Tanz gehen? Jeremy war überrascht, positiv überrascht. Jetzt hatte er wenigstens eine Sache, auf die er sich diese Woche freuen konnte.
Sonst sah sein Leben momentan ja ziemlich mies aus. Er war noch nicht lange wieder da, aber im Chaos war er schon längst wieder angekommen. Elena war nur unterwegs auf irgendwelchen Rettungsmissionen hier und Treffen mit den anderen dort. Alaric sperrte sich an immer unterschiedlichen Stellen ein um den Rest zu beschützen. Stefan hatte er sowieso schon lange nicht mehr gesehen und Matt hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Jeremy fühlte sich wieder ein wenig allein gelassen. So wie damals. Wie früher. Wie immer. Nur in der Zeit, in der er Bonnie hatte, war es gut gewesen. Da war sie für ihn da gewesen. Sie hatten sich gegenseitig gehabt. Jeremy vermisste das.
"Oh, stör ich dich gerade? Wenn ja, dann kann ich auch jetzt gehen." sagte er, als ihm auffiel, dass er sie immernoch an der Tür festhielt. Vielleicht musste sie ja etwas wichtiges erledigen und er störte sie nur mit seiner Anwesenheit. Sicher hatte sie viel zu tun. "Weißt du, ich glaube ich gehe jetzt besser." sagte er und wollte sich bereits verabschieden, als sie ihn aufhielt.


Ein Grinsen legte sich auf Bonnies Gesicht, als Jeremy völlig überrascht antwortete.
Hatte er so sehr mit einer Abfuhr gerechnet? Irgendwie konnte sie sich das nicht richtig vorstellen. Immer hin war sie vor wenigen Wochen, so verrückt, wie es damals schien, los gefahren und bei ihm gelandet. Er bedeutete ihr mehr, als sie es im Moment zugeben wollte.
Auf seine Fragen nickte sie, weiterhin lächelnd. "Klar...19:30"
In diesem Moment spürte sie wieder das selbe, was sie damals in Denver vernommen hatte. Das Gefühl von Normalität, ein Licht am Ende des Tunnels.
Das Haus schrie beinahe nach Lehre und Bonnie fragte sich des öfteren, warum sich ihr Vater nicht einfach ein Apartment in der Stadt nahm. An Elena kam sie nicht wirklich dran und mit Care redete sie in der Schule, zog sich jedoch wieder nach Hause zurück.
Alles schien sich in der Stadt zu verändern und die junge Hexe verkroch sich, in der Hoffnung, den Feind erst hineinbeten zu müssen.
Eine kurze Zeit, in denen beide kurz in Gedanken versunken zu sein schienen, war es zwischen den beiden Still, doch es fühlte sich nicht unangenehm an.
Seine Worte nahmen sie kurz aus der Bahn.
Wie hätte er hier stören können, in einem Haus, in dem nur die Worte des Radiomoderators durchschallte? Er drehte sich schon um und automatisch fasste sie ihm leicht an die Schulter, um ihn aufzuhalten. Doch nach dem Bruchteil einer Sekunde zog sie ihre Hand wieder zurück und verschrenkte sie hinter dem Rücken.
"Du störst nicht... ich lerne und das zählt nicht gerade als Beschäftigung. Möchtest du rein kommen?"


Sein Herz hüpfte meterweit in die Höhe als sie seine Schulter berührte. Zumindest fühlte es sich so an. Eine Wärme durchzuckte ihn und es war ein ungewohntes Gefühl, dass sich in ihm breit machte. Lange hatte er nicht mehr dieses Gefühl der Nähe zwischen ihnen gespürt, wie in dem Moment in dem ihre Hand auf seiner Schulter lag. Es war seltsam, aber doch wundervoll. Mit einem Lächeln drehte er sich um und blickte sie an. "Ähm, ja gerne." antwortete er und wartete bis sie sich umdrehte, da er nicht einfach an ihr vorbeistürmen wollte.
Sie gingen in die Küche, wo noch Bonnies Schulzeug überall auf dem Esstisch verteilt war. Er öffnete den Reißverschluss seiner Weste, da es ihm hier unwahrscheinlich warm vorkam. Vorsichtig setzte er sich an den Tisch und warf einen Blick auf das Heft. "Geometrie also. Läuft es gut?" fragte er und versuchte offensichtlich ein Gesprächsthema zu finden. Er war wirklich gerne mit rein gekommen, aber ein Thema war ihm immer noch nicht eingefallen. Er hoffte, dass Bonnie auf diesen kläglichen Versuch eingehen würde, denn alles was ihm sonst noch blieb, wollte er lieber vermeiden. Klaus.
"Hast du was zu trinken da? Ich bin am Verdursten." sagte er und lachte ein wenig. Das war er wirklich, denn warum auch immer, hatte er schon den ganzen Tag nichts getrunken. Sie brachte ihm ein Glas Wasser und sofort trank er es aus. Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte und sie ein paar intime Blicke ausgetauscht hatten, fiel Jeremy dann doch noch etwas ein. "Ouh, ich weiß noch garnicht, was ich am Freitag anziehen soll. Hast du schon was?"

|
![]()
Das Forum hat 424
Themen
und
5155
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
![]() | Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen |